Samstag, 10. Oktober 2015

Neuere Antibabypillen erhöhen das Risiko einer Thrombose

Am 1. Juni 1961 kam in Westdeutschland die erste Antibabypille (umgangssprachlich heutzutage auch einfach "Pille" genannt) auf den Markt. Die damals neuartige Empfängnisverhütung kam vom Pharmaunternehmen Schering und hieß Anovlar®. Die Packung mit 20 Pillen kostete 8,60 DM und als Wirkstoffe wurden synthetischen Abkömmlingen der Hormone Estrogen und Gestagen eingesetzt.

 Diese Pille der "ersten Generation" war eine echte "Hormonbombe"; eine einzige Antibabypille enthielt so viel Estrogenkomponente wie in einer ganzen Monatspackung einer heutigen Pille enthalten ist. Dermaßen hohe Hormongaben erhöhen das Risiko von Brustkrebs; dies war schon damals bekannt.


Danach folgten die Pillen der zweiten Generation - diese enthielten nur noch Hormonmengen im Mikrogrammbereich. Ab den 90-er Jahren kamen dann noch weitere Pillenvarianten auf den Markt; die Antibabypillen der "dritten Generation". Diese enthielten neu entwickelte Gestagene wie z.B. Gestoden oder Desogestrel. Darauf folgten Pillen der vierten Generation mit Wirkstoffen wie z.B. Drospirenon.

Nun hat die Techniker Krankenkasse zusammen mit der Universität Bremen einen "Pillenreport 2015" herausgegeben. In dem wird berichtet, dass sich vor allem die Mittel der zweiten Generation mit niedrig dosiertem Estrogen (20-30 Mikrogramm Ethinylestradiol) und Gestagenen wie Levonorgestrel oder Norethisteron bewährt haben.

Antibabypillen der dritten Generation, in denen niedrig dosiertes Estrogen mit neuartigen Gestagenkomponenten wie Desogestrel oder Gestoden kombiniert werden, seien zwar in Wirksamkeit und Zuverlässigkeit mit den Mitteln der zweiten Generation vergleichbar; allerdings erhöhen die neueren Pillen gegenüber denen der zweiten Generation das Thromboembolierisiko um das 1,5- bis zweifache, also auf neun bis zwölf Embolien pro 10.000 Frauenjahre.

Die Pillen der vierten Generation (mit Drospirenon) sollten nach den Aussagen der Hersteller ein vergleichbares Thromboserisiko wie die Pillen der zweiten Generation besitzen.

Laut dem "Pillenreport" gab es allerdings schon im Jahre 2009 in Studien aus Dänemark und aus den Niederlanden über Drospirenon deutliche Hinweise darauf, dass das Risiko für Thromboembolien um das 1,7-fache höher lag als bei Levonorgestrel und diese Pillen somit mit dem Risiko der dritten Generation vergleichbar ist.

Und in zwei weiteren Studien 2011 wurde darüber berichtet, dass sogar ein mehr als dreimal höheres Risiko für Drospirenon-haltige Präparate im Vergleich zu Pillen mit Levonorgestrel besteht.

Für Dienogest, dem Gestagen der meistverkauften Pille im Jahr 2014 (Maxim®), fehlen demgegenüber laut dem "Pillenreport" noch immer ausreichende Daten für eine abschließende Bewertung seiner Verträglichkeit.

Das Fazit der Publikation:  

Pillen der zweiten Generation bleiben nach dem derzeitigen Kenntnisstand die Mittel der Wahl zur oralen Verhütung, bei allen anderen Pillen sind die Risiken höher oder schwer einschätzbar – und beides birgt unübersehbare Gefahren für Frauen, die solche Pillen einnehmen!

Den "Pillenreport 2015" von der Techniker Krankenkasse und der Universität Bremen mit weiteren interessanten Informationen gibt es auf dieser Seite zum kostenlosen Download: http://www.tk.de/tk/themen/pillenreport-2015/pillenreport-2015-studienband/770796

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