Mittwoch, 27. Januar 2016

Ökostrom: Große Unterschiede bei Labels

Das Projekt "Marktwächter Energie" von der Verbraucherzentrale Niedersachsen hat die gängigen Ökostrom-Labels genauer untersucht, miteinander verglichen und festgestellt: Längst nicht jedes Label steht wirklich für ein gutes Produkt.

Denn Ökostrom kann auch aus sehr alten Anlagen kommen (z.B. aus Wasserkraftwerken in Skandinavien) Es handelt sich also um Strom, der bereits seit Jahrzehnten Teil des allgemeinen Strommixes war und somit von allen Kunden genutzt werden konnte. Im Rahmen der Ökostrom-Vermarktung wird dieser Grünstrom dann plötzlich umverteilt und als separates Produkt verkauft.
Claudia Kalinka, Energieexpertin im Projekt Marktwächter Energie der Verbraucherzentrale Niedersachsen erklärt: „Für die Umwelt ist dadurch natürlich noch nichts gewonnen, es werden schließlich keine neuen regenerativen Kraftwerke gebaut.“ Der ökologische Mehrwert sei gewissermaßen das Herzstück eines Ökostrom-Siegels und deswegen bei der Bewertung der Verbraucherzentrale auch das wichtigste Kriterium.
 
Aus Sicht der Verbraucherzentrale war es daher wichtig, die Anforderungen der einzelnen Siegel genau zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen. „Wenn den Kunden beispielsweise zugesagt wird, dass der Ökostrom-Anbieter einen Teil seiner Einnahmen in neue Anlagen investiert, aber keine Summe festgelegt wird, ist das aus unserer Sicht einfach nicht ausreichend“, erläutert Kalinka. „Im Extremfall könnte ja sonst ein Anbieter kommen und sagen ,Hallo, ich habe einen Euro investiert, bitte gebt mir euer Label‘.“

Neben dem zusätzlichen Umweltnutzen hat die Verbraucherzentrale noch weitere Kriterien für die Bewertung der Ökostrom-Zertifikate herangezogen, beispielsweise ihre Unabhängigkeit und Transparenz.

Insgesamt hat die Verbraucherzentrale Niedersachsen zwölf verschiedene Ökostrom-Zertifikate analysiert. Nur zwei davon konnten als "sehr empfehlenswert" bzw. "empfehlenswert" eingestuft werden.

Drei weitere Labels erhielten zumindest die Bewertung "bedingt empfehlenswert". Sieben Labels waren dagegen gar nicht zu empfehlen, darunter auch mehrere Standards der TÜV-Gesellschaften.
  • Darüber hinaus gibt es ein ausführliches Dossier,  in dem die verschiedenen Kriterien zur Bewertung von Ökostrom-Zertifikaten näher erläutert sind und sämtliche Labels in einer Bewertungsmatrix gegenübergestellt werden (PDF 2,3 MB): Dossier_Oekostrom_Labels_und_Tarife.pdf

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