Montag, 12. Juni 2017

Experte vom Umweltbundesamt: „Tüten aus Bioplastik sind keine Alternative“

Landen Plastiktüten in der Natur, belasten sie das Ökosystem auf Jahrhunderte. Biologisch abbaubare Kunststoffe sind aber keine Lösung, sagt Gerhard Kotschik, Verpackungsexperte vom Umweltbundesamt (UBA).

Zur  Definition von "Biokunststoff":

Die Vorsilbe „bio“ hat zwei Bedeutungen. Einmal kann sie für biobasiert stehen, also aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, etwa auf Stärkebasis aus Mais oder Kartoffeln. Oder „bio“ bezeichnet die Fähigkeit, dass der Kunststoff biologisch abgebaut werden kann. 

Ganz wichtig: Nicht jeder Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen ist biologisch abbaubar. Genauso sind nicht alle biologisch abbaubaren Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. (Quelle: UBA)

Leider kann der Verbraucher am Material der Tüten nicht erkennen, um welchen Biokunststoff es sich handelt; hier gibt es in der Regel nur die Möglichkeit, auf Angaben auf der Plastiktüte zu achten.

Steht also auf der Tüte „biologisch abbaubar“, so bezieht sich dies nur auf die Abbaubarkeit und nicht auf die Herkunft der Rohstofffe. Steht dort „Biokunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen“ oder ähnliches so heißt dies nicht, dass die Tüte biologisch abbaubar ist. Auch ist nicht sichergestellt, dass die Tüte aus 100 Prozent nachwachsenden Rostoffen besteht.

Dazu kommt:  biobasierte Kunststoffe bringen neue Probleme mit sich. Der Anbau der „Plastikrohstoffe“ wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr wirkt sich negativ auf die Umwelt aus. Denn auch hierfür wird Erdöl benötigt, zum Beispiel für die Herstellung von Diesel und Düngemitteln; auch Pestizide beim Anbau sind keine Seltenheit. Zudem wird der Boden oft überdüngt, was dazu führt, dass Nährstoffe in Flüsse und Seen gelangen. Dies beschleunigt das Wachstum von Algen, was die Gewässer belastet und Fische sterben lässt.

Tipp: Wer Wert auf zweifelsfrei "biologisch korrekte" Einkaufstüten/Behälter legt, kann z.B. waschbare Stofftaschen oder Einkaufskörbe verwenden. Wirklich umweltfreundlich ist alles, was möglichst oft benutzt wird.

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