Bildungsgewerkschaft zum aktuellen „Chancenspiegel“
Frankfurt a.M. – „Elf Jahre nach der ersten PISA-Studie zeigt sich, dass
die Länder immer noch nicht in der Lage sind, die Chancen der Kinder
und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern. Statt hauptsächlich auf
Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten und zentrale Prüfungen zu setzen,
hätten die Kultusminister längst eine gemeinsame konsequente Strategie
für mehr Gerechtigkeit entwickeln können“, sagte Marianne Demmer,
stellvertretende Vorsitzende der GEW, heute in Frankfurt am Main
anlässlich des „Chancenspiegels“ des Instituts für
Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund und der
Bertelsmann-Stiftung.
Die Schulexpertin der GEW unterstrich,
dass keines der 16 Bundesländer bei allen Chancengleichheitsindikatoren
gute Wertungen erhalte. „In manchen Ländern ist es die starke
Benachteiligung der Arbeiterkinder, in manchen die regelrechte
Verriegelung der Gymnasiums, in anderen die hohe Förderschulquote, die
besonders heraus sticht. Brüsten kann sich hier wirklich kein Land“,
betonte Demmer.
Demmer begrüßte zwar, dass kein allzu plumpes
Ranking vorgelegt werde und dass bereits bekannte Daten unter dem Thema
„Bildungsgerechtigkeit“ neu ausgewertet würden. „Allerdings hätte
Letzteres in den vergangenen Jahren längst zu den vordringlichsten
Aufgaben der Kultusbürokratie gehören können“, ergänzte sie. Dass
Leistung und Chancengleichheit zwei Seiten einer Medaille sind, habe
sich in der deutschen Bildungspolitik immer noch nicht als Philosophie
durchgesetzt.
„Bei weiteren Untersuchungen muss außerdem
gerechter verglichen werden“, sagte Demmer. Hier würden erneut Länder
mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen verglichen.
Außerdem seien im Chancenspiegel die Aspekte Geschlecht, Migration und
Behinderung nicht ausreichend enthalten.
Pressemitteilung GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) vom12.03.2012