Wer beim Online-Banking falsche Beträge oder Kontonnummern eintippt,
muss selber für den Schaden geradestehen. Doch getreu der Devise "nichts
muss, alles kann" bieten Banken Hilfe aus der Bredouille. Die Gebühren
für diesen Service sind teils aber deftig - und zumeist auch fällig,
wenn das Geld nicht zurückgeholt werden kann. Das zeigt eine Umfrage der
Verbraucherzentrale NRW bei 14 Geldinstituten.
1200 statt geplanter 120 Euro: Wer bei einer Überweisung das Komma
versehentlich zu weit rechts setzt oder Zahlensalat bei der Kontonummer
anrichtet, dem wird der falsche Betrag abgebucht oder ein unbekannter
Empfänger wird beglückt. Der Bank darf das egal sein. Denn seit Ende
2009 müssen die Institute weder die Kontonummer des Empfängers mit dem
Namen abgleichen, noch falsch gebuchtes Geld zurückholen. So will es die
Zahlungsrichtlinie der EU, die die Geschwindigkeit von Überweisungen
beschleunigen soll.
Doch gemach. Die Richtlinie sollte kein Grund sein, Online-Banking nur
noch mit vor Aufregung feuchten Fingern zu verrichten. Eine Umfrage der
Verbraucherzentrale NRW unter 14 Direkt- und Filial-Banken ergab, dass
Geldinstitute dennoch versuchen, fehlgeleitetes Geld zurück zu holen.
Das Prozedere heißt "Überweisungs-Rückruf" oder "Überweisungs-Widerruf".
Dabei ist allerdings Eile geboten. Denn Banken können Geld nur
zurückbuchen, so lange es noch nicht auf dem Empfängerkonto gelandet
ist. "Bei Überweisungen innerhalb unseres Instituts werden diese direkt
verbucht. Dadurch ergibt sich nur ein sehr kurzes Zeitfenster", heißt es
etwa bei der Deutschen Bank.
Weitaus länger steht das Fenster offen, wenn das Geld zur Konkurrenz
fließt. Zunächst nämlich geht es dann meist auf ein Sammelkonto der
eigenen Bank. Die bucht es auf ein Sammelkonto der Empfängerbank, die es
schließlich an das Konto des Empfängers übergibt. Und das kann dauern.
Bei der Sparda-West sind ab Freitag 18 Uhr sogar 2,5 Tage drin, um die
Schusselei zu korrigieren. Meist jedoch, so die Auskunft vieler Banken,
bleiben nur drei bis 24 Stunden.
Tipp deshalb für Kunden: den Widerruf so schnell wie möglich starten. Um
für das Malheur vorbereitet zu sein, ist es zudem sinnvoll, die Fristen
der Hausbank zu erfragen.
Wichtig zu wissen: Alle Banken in der Umfrage kassieren für den Rück-
oder Widerrufservice - die meisten zwischen fünf und zehn Euro. Geradezu
eine Kriegsansage an die Geldbörse der Kunden stellen die bis zu 30
Euro der PAX-Bank dar.
Noch strammer zieht die Volksbank Eisenberg die Gebührenschraube: mit
satten 45 Euro. Bei der Sparda-West können bei Auslandsüberweisungen 35
Euro anfallen - "zzgl. fremde Auslagen / Provisionen".
Die Folge: Bei kleineren Überweisungssummen lohnt der Hilferuf oft
nicht. Zumal bei elf der 14 Institute die Gebühr auch fällig wird, wenn
das Geld perdu ist. Lediglich die Sparkasse KölnBonn sowie die
Direktbanken ING-Diba und Ziraatbank kassieren nur, wenn die Mission von
Erfolg gekrönt ist.
Besonders kundenfreundlich ist ein spezieller Online-Service bei der
Sparda-West. Wer nach Absendung des Geldes den Fehler bemerkt, hat bis
zu 30 Minuten Zeit, die Überweisung selbst am PC zu löschen - und zahlt
dafür nichts. Beim Rest des Testfeldes braucht es zwingend den Kontakt
zur Bank.
Deren Hilfe endet jedoch, wenn die falsch ausgefüllte Überweisung das
Empfängerkonto erreicht hat. Rückt der Kontoinhaber das Geld nicht
freiwillig heraus, bleibt nur der Rechtsweg: eine Klage auf
unrechtmäßige Bereicherung.
Pressemitteilung Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, 12.09.2012