Samstag, 6. Januar 2024

Werbestrategien für ungesunde Lebensmittel durch "Influencer"

Lebensmittelwerbung beeinflusst nachweislich das Ernährungsverhalten junger Menschen - und da die meisten von ihnen viel im Internet "unterwegs" sind, hat u.a. auch die Lebensmittelindustrie dies längst für ihre Werbezwecke entdeckt. 

Und weil Fast-Food, Süßigkeiten, Knabberware und zuckerhaltige Getränke bei Kindern und Jugendlichen meist gut ankommen, ist es kein Wunder, wenn die Hersteller solche Produkte im Internet anpreisen.

Ein Werbemittel im Internet sind sogenannte "Influencer" ( engl. influence = ‚beeinflussen‘). Das sind Menschen, die in großen sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube und Instagram bei ihrem Publikum eine gewisse Beliebtheit und damit auch Reichweite erzielen. In Kooperation mit den Influencern lancieren die Konzerne ihre Werbung oft "unauffällig" auf deren Kanälen. 

foodwatch (gemeinnütziger Idealverein, der sich mit den Rechten von Verbrauchern und der Qualität von Lebensmitteln auseinandersetzt) warnt davor, dass dieses "Junkfluencer"-Marketing Fehlernährung und Übergewicht bei Heranwachsenden fördert. 

Hier die drei derzeit am meisten verwendeten Strategien, um den Verkauf von Lebensmitteln über die sozialen Medien anzukurbeln: 

  • Produkt-Kooperationen: Unternehmen bringen gemeinsam mit Social-Media-Influencern gesonderte Produktlinien auf dem Markt, die dann auf deren Plattformen vorgeführt werden.
  • Reisen und Events: Große Partys, aufregende Reisen, atemberaubende Challenges – die Konzerne lassen sich immer mehr einfallen, um Influencer als Werbebotschafter zu gewinnen.
  •  „Versteckte“ Werbung: Die Konzerne mischen ihre Werbevideos getarnt unter dem üblichen Content der Influencer, um ihnen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen und mehr Reichweite zu erzielen. 

Beispiele zum letzten und wohl auch wichtigsten Punkt: Da postet eine für ihre veganen Rezept-Tipps bekannte Influencerin ein Video in gewohnter Kulisse, in dem sie aus einer bestimmten veganen Marken-Schokolade Choco Crossies zubereitet. 

Eine andere Influencerin sieht man mit ihrem Freund beim gemütlichen Herbstpicknick mit Pizza einer bekannten, großen Pizza-Kette. 

Ein weiterer Influencer postet eine seiner vielen Challenges, bei der er dieses Mal mit einem anderen Influencer blind eine bestimmte Cola verkostet. 

Luise Molling von foodwach fordert daher, junge Menschen besser vor Junkfood-Marketing im Internet zu schützen: Influencer sollten nur noch für ausgewogene Produkte werben dürfen. 

Hintergrund: Bundesernährungsminister Cem Özdemir will zum Schutz von Kindern Werbeschranken einführen. Unter anderem soll die Werbung für unausgewogene Lebensmittel im TV in den Abendstunden und an Wochenenden, wenn besonders viele Kinder Medien nutzen, grundsätzlich untersagt sein. Diese Regelung müsse auf den Bereich der sozialen Medien ausgedehnt werden, forderte foodwatch. 

 Quelle: foodwatch

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