Verbraucherzentrale NRW warnt vor Müllpressen: Verdichtung und Wahrheit
Für die Verkäufer von Müllpressen ist alles ganz einfach. Wer seinen
Müll in die Tonne stampfe, könne fix 500 Euro im Jahr bei den
Abfallgebühren sparen: ob gelb, grün oder Reststoff-Abfuhr. Doch die
Entsorger machen eine andere Rechnung auf, warnt die Verbraucherzentrale
NRW. Zahlreiche Kommunen untersagen in ihrer Abfallsatzung ausdrücklich
die Verdichtung von Hausmüll. Notorischen Pressern droht eine Strafe
von bis 50.000 Euro.
Die Sparhelfer locken zumeist im Internet. Allein bei eBay gehen binnen
eines Monats hunderte Müllstampfer über den virtuellen Ladentisch. Der
"absolute Hammer": mit "dem robusten Arbeitsgerät" lasse sich der Müll
"um bis zu 70 Prozent im Volumen" reduzieren. Der Einsatz der metallenen
Helfer
"spart nicht nur Geld, er schont auch die Umwelt", schwärmt die
Reklame. Alles kinderleicht: "einfach einhaken und herunter drücken".
Das funktioniere bei allen Tonnen und Größen und sei "ideal zum
Komprimieren von Windeln".
Doch wer etwa "Muttis Haushaltstipps", einem Ratgeberportal im Internet
folgt, wer weihnachtliche Geschenke-Verpackungen, Zeitungen und Kartons
in die Tonne quetscht, dem droht Ärger. Egal, ob mit einem aufgesetzten
Stahlrohrhebel oder einer Kurbel in Handarbeit gepresst wird (ab 19,90
Euro) oder gar elektrische Kompressionskraft (1098 Euro) zum Einsatz
kommt.
Die möglichen Folgen: Übergewichtige Kübel bleiben stehen, oder eine
Rechnung für beschädigte Behälter flattert ins Haus. Kölner
beispielsweise kommt eine kaputte 240-Liter-Tonne mit 90 Euro zu stehen.
Schlimmer noch: Den privaten Kraftakt ahnden Städte als
Ordnungswidrigkeit. In Aachen kann das bis zu 10.000 Euro, in Köln sogar
50.000 Euro kosten.
Das jedenfalls ergab ein stichprobenartiger Blick in die Abfallsatzung
diverser Kommunen. Dabei stieß die Verbraucherzentrale NRW immer auf das
gleiche Ergebnis: Sowohl Hamburg, Köln und München wie Velbert, Essen,
Krefeld und Dortmund untersagen strikt die Verdichtung von Hausmüll. Auf
die Rechtmäßigkeit dieser Praxis hat der Verwaltungsgerichtshof in
Baden-Württemberg (Az.: 10 S 1684/06) hingewiesen.
Die Klage der Entsorger: Ihre Tonnen könnten beschädigt oder zu schwer
befüllt werden. Probleme sehen die Kommunen auch bei der Entleerung:
wenn das Press-Werk nicht mehr aus der Tonne flutscht.
Das Quetschen von Verpackung, die in die gelbe Tonne gehört, macht das
Sortieren zudem schwierig oder unmöglich. Denn in den Sortieranlagen
wird der Abfall möglichst locker auf Bänder geschüttet, damit er besser
nach Materialarten getrennt werden kann. Was dabei nicht identifizierbar
oder zu verschmutzt ist, landet im Restmüll.
Besonders unappetitlich für Nachbarn und Müll-Männer wird es, wenn - wie immer wieder in der Werbung empfohlen - selbst der
Biomüll samt Küchenabfällen in der grünen Tonne oder volle Babywindeln in der grauen zusammengemanscht werden.
Überhaupt bringt das Gestampfe die Umwelt unter Druck. Denn weil mehr in
die Tonne passt, besteht die Gefahr, dass viele Presser sich weniger
Gedanken um Müll-Vermeidung oder ums Trennen machen.
Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
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