Dienstag, 13. März 2012

GEW: „Länder müssen ‚nachsitzen‘ für Chancengleichheit“

Bildungsgewerkschaft zum aktuellen „Chancenspiegel“

Frankfurt a.M. – „Elf Jahre nach der ersten PISA-Studie zeigt sich, dass die Länder immer noch nicht in der Lage sind, die Chancen der Kinder und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern. Statt hauptsächlich auf Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten und zentrale Prüfungen zu setzen, hätten die Kultusminister längst eine gemeinsame konsequente Strategie für mehr Gerechtigkeit entwickeln können“, sagte Marianne Demmer, stellvertretende Vorsitzende der GEW, heute in Frankfurt am Main anlässlich des „Chancenspiegels“ des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund und der Bertelsmann-Stiftung.

Die Schulexpertin der GEW unterstrich, dass keines der 16 Bundesländer bei allen Chancengleichheitsindikatoren gute Wertungen erhalte. „In manchen Ländern ist es die starke Benachteiligung der Arbeiterkinder, in manchen die regelrechte Verriegelung der Gymnasiums, in anderen die hohe Förderschulquote, die besonders heraus sticht. Brüsten kann sich hier wirklich kein Land“, betonte Demmer.
Demmer begrüßte zwar, dass kein allzu plumpes Ranking vorgelegt werde und dass bereits bekannte Daten unter dem Thema „Bildungsgerechtigkeit“ neu ausgewertet würden. „Allerdings hätte Letzteres in den vergangenen Jahren längst zu den vordringlichsten Aufgaben der Kultusbürokratie gehören können“, ergänzte sie. Dass Leistung und Chancengleichheit zwei Seiten einer Medaille sind, habe sich in der deutschen Bildungspolitik immer noch nicht als Philosophie durchgesetzt.

„Bei weiteren Untersuchungen muss außerdem gerechter verglichen werden“, sagte Demmer. Hier würden erneut Länder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen verglichen. Außerdem seien im Chancenspiegel die Aspekte Geschlecht, Migration und Behinderung nicht ausreichend enthalten. 


Pressemitteilung GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) vom12.03.2012

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