Donnerstag, 1. Dezember 2022

foodwatch: "Trotz Bürgergeld sind Millionen Haushalte weiter von Mangelernährung betroffen"

foodwatch (setzt sich für Verbraucherrechte und der Qualität von Lebensmitteln ein) kritisiert, dass trotz des geplanten Bürgergeldes Millionen Haushalte weiter von Mangelernährung betroffen sein werden. 

Der gemeinnützige Verein hat der Bundesregierung vorgeworfen, die Augen vor der wachsenden Ernährungsarmut in Deutschland zu verschließen:

"(...) Obwohl das eigene wissenschaftliche Beratergremium in seinem Gutachten aus dem Jahr 2020 klar festgestellt habe, dass eine gesunde Ernährung mit dem Hartz-IV-Regelsatz nicht finanzierbar sei, behaupte das Bundesernährungsministerium das Gegenteil. (...)"

Dies gehe aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei im Deutschen Bundestag hervor, die foodwatch öffentlich machte (hier: ➝ PDF, 248 KB) . 

"(...) Darin erklärte das Bundesernährungsministerium (BMEL), dass „bei informiertem, preisbewusstem Einkauf eine gesunderhaltende Ernährung aus dem Regelbedarf“ möglich sei. Es sei die „individuelle Entscheidung“ armutsbetroffener Menschen, „in welcher Art, Form und welchem Umfang“ sie ihren Bedarf an Ernährung deckten. 

foodwatch kritisierte, dass das Ernährungsministerium damit den wissenschaftlichen Kenntnisstand und die Erkenntnisse seines eigenen Wissenschaftlichen Beirates (WBAE) ignoriere. 

„Die Bundesregierung verpasst Millionen armutsbetroffener Menschen in Deutschland eine Ohrfeige. Wer gesund essen wolle, müsse eben Ernährungsratgeber lesen und an anderer Stelle den Gürtel noch enger schnallen: 

Diese Empfehlung aus dem Ernährungsministerium ist nicht nur realitätsfern, sondern ignoriert die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Mangelernährung und deren katastrophalen Folgen insbesondere bei Kindern“, erklärte Luise Molling von foodwatch. (...)" 

Denn Ernährungsphysiologisch höherwertige Lebensmittel wie Obst und Gemüse sind oft teurer als energiedichte Lebensmitteln mit viel zugesetztem Zucker und Fett. Ende 2021 waren bereits schätzungsweise 12,5 Millionen Menschen in Deutschland zumindest zeitweise von Ernährungsarmut betroffen. 

foodwatch fordert daher, dass die steigende Kosten für ausgewogene Ernährung ins Bürgergeld eingepreist werden müssen - anstatt da weiterzumachen, wie es bereits unter Hartz IV gemacht wurde: Mit staatlich verordneter Ernährungsarmut.

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