Mittwoch, 1. November 2017

Marktwächter-Untersuchung von Online-Partnervermittlungen: "Abzocke, Fakes und schlechter Datenschutz"

Eine Untersuchung* der Marktwächterexperten der Verbraucherzentrale Bayern ergab, dass viele Online-Partnervermittlungen hohe Geldbeträge als Ersatzforderungen beim Widerruf verlangen und auch den Datenschutz der Kunden teilweise eher locker handhaben. Dazu kommt nicht zuletzt, dass solche Singlebörsen und Erotikportale mitunter Fake-Profile einsetzen, um die Nutzer zu hohen Ausgaben zu verleiten.

„In teilweise haarsträubenden Formulierungen räumen sich Portalbetreiber in ihren Geschäftsbedingungen etwa das Recht ein, unter dem Namen des Kunden Nachrichten zu schreiben. Das sehen wir sehr kritisch und rufen Verbraucher zu Vorsicht und Wachsamkeit bei der Nutzung dieser Portale auf“, sagt Susanne Baumer, Teamleiterin beim Marktwächter Digitale Welt in der Verbraucherzentrale Bayern.


Laut der Untersuchung behalten es sich einige Portale vor, Daten von Nutzern weiterzugeben oder diese auf anderen Webseiten zu veröffentlichen. Ein Anbieter will die Daten sogar erst sieben Jahre nach Vertragsende löschen. Die Marktwächter haben nach eigenen Angaben bereits mehrere Anbieter abgemahnt und untersuchen weitere Aspekte des Marktes.

Die Nutzer solcher Portale können sich demnach auch nie sicher sein, wie viele potentielle Partner dort wirklich zu finden sind. „Fake-Profile, inaktive Nutzer und Love-Scammer, also die modernen Heiratsschwindler, reduzieren deren Zahl oft deutlich“, sagt Baumer.

Besonders ärgerlich für Verbraucher sind moderierte Dienste. Deren Mitarbeiter verleiten laut Marktwächter die Nutzer mit frei erfundenen Profilen dazu, möglichst viele kostenpflichtige Kontakte aufzurufen. „Hier geht es nach unserer Einschätzung ausschließlich darum, die Umsätze der Portalbetreiber zu erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit echter Kontakte ist äußerst gering“, so die Verbraucherschützerin weiter.

Über untergeschobene Verträge oder Abofallen gibt es ebenfalls Beschwerden. Bei einigen Anbietern werden aus Probeabos ohne weitere Information kostenpflichtige Premiumabos.

So manch ein Portalbetreiber erweiset sich obendrein als äußerst anhänglich, wenn Nutzer kündigen: „Verbraucher melden uns häufig, dass Kündigungen ignoriert oder unberechtigte Forderungen durch Inkassobüros eingetrieben werden“, so Baumer. Zu hohe Ersatzforderungen beim Widerruf des Vertrags sind ein weiteres Problem, mit dem viele Nutzer von Dating-Portalen zu kämpfen haben. 

*Für den Marktüberblick hat das Team 307 Beschwerden, die innerhalb eines Jahres von den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen mit ausführlichen Fallbeschreibungen in das Frühwarnnetzwerk der Marktwächter gemeldet wurden, ausgewertet. Die gemeldeten Anbieter wurden vor der Auswertung drei Portalkategorien zugeordnet: Partnervermittlung – Portal schlägt potenzielle Partner vor --, Singlebörsen – selbständige Suche in den Profilen – und Erotikportale – Vermittlung von Kontakten für Erotik. So konnten Aussagen zu den verschiedenen Segmenten getroffen werden.

Quelle: Marktwächter

Hier gibt es zwei weitere Artikel der Verbraucherzentrale zu diesem Thema:

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